Assistenznehmer im Rollstuhl mit Assistenz, die daneben sitzt

Rückwärts geht’s leichter vorwärts

Einen Rollstuhl über einen Kiesweg zu fahren ist eine Herausforderung für die Person, die ihn vorwärts bringen sollte. Es geht nicht mehr schön barrierefrei geradeaus, die Fahrt wird rumplig und schlenkernd. Und wenn die kleinen Vorderräder sich im Kies verlieren, schwinden die Kräfte der Persönlichen Assistenz und die Nerven der AssistenznehmerInnen.

Viele Elektrorollstühle haben dickere Räder, die mit Kieswegen besser klar kommen. Aber die üblichen Schieberollstühle sind mit dünnen Reifen ausgestattet – wie Rennräder, gut geeignet für saubere Asphaltflächen. Also was tun?

Eine Möglichkeit leichter vorwärts zu kommen ist rückwärts zu fahren – mit den großen Rädern voran. Das ist bei jedem Rollstuhl machbar. Also ziehen statt schieben und wenn der Rollstuhl dabei gekippt wird sind die kleinen Räder nicht mehr bremsend im Kies.

Mit entsprechender Ausrüstung (Bergsteigerseil und Karabiner) kann der Rollstuhl auch mit der „Eselmethode“ gezogen werden. Dabei wird das Seil am stabilen Rahmen des Rollstuhls befestigt (nicht an den Fußstützen!). Assistent Thomas bevorzugt diese Methode bei längeren Wanderungen z.B. im Urlaub. Sie gibt ihm mehr Ausdauer und schont die Körperhaltung.

Die Gefahr des Verhängens im Kies ist besonders zu beachten bei Steigungen. Eine Bremsprobe ist empfehlenswert und bevor eine Senke hinunter gefahren wird sollte der Belag des Weges geprüft werden. Der Weg zurück, die Steigung hinauf zu kommen ist schwieriger. „Im Zweifel bleibe ich weg“, meint eine Assistenznehmerin.

Beim Planen einer Route achten deshalb viele darauf zuerst aufwärts zu fahren und dann abwärts. Abwärts geht’s immer leichter.

Wenn ein Kiesweg neu mit Kies gestreut wurde, ist das Fahren bzw. Schieben eines Rollstuhles schwieriger, als bei einem alten Weg, wenn der Schotter schon kompakter und zusammengepresst ist.

Dass auf vielen Friedhöfen die Wege „barrierefreundlich“ sind zeigt die Geschichte einer Assistenznehmerin, die bei einem Begräbnis beim Weihwasser-Geben mit dem Rollstuhl im weichen Boden stecken geblieben ist und nur mit viel Hilfe wieder befreit werden konnte. Eine peinliche Situation.

Dass spitzige Gegenstände im Schotter schwerer zu sehen sind stellt ein zusätzlicher Nachteil von Kieswegen dar. Wer dann einen platten Reifen hat, sollte mit Sprühschaum ausgerüstet sein, um den Reifen wieder tauglich zu machen.

Foto von einem Info Café der Servicestelle Persönliche Assistenz Vorarlberg

Danke allen AssistenznehmerInnen und Persönlichen AssistentInnen für das Teilen ihrer Erfahrungen, Erlebnisse und ihres Know-hows!



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